Statement zum 1. Mai 2020

Frauen*vernetzung für Begegnung und Austausch

Wir als Frauen*Vernetzungsgruppe haben für den diesjährigen 1.Mai eine Videobotschaft mit unseren Statements vorbereitet. Die aktuelle Covid19-Pandemie schließt viele Frauen* von ihrem Recht auf die Straße zu gehen aus. Wir wollen trotzdem und gerade weil diese Krise eine antifeministische und retraditionalisiernde Tendenz hat laut und klar unseren feministischen Beitrag an den 1. Mai 2020 kundtun. Kommt also entweder zur Demonstration zum 1. Mai 2020um 11 Uhr am Landhausplatz, bitte Mund-Nase-Schutz mitbringen und 1m Abstand zueinander halten, oder macht mit um 11:30 Uhr vom Balkon oder Fenster aus: hängt Fahnen oder Transpis aus den Fenstern, dreht die Musik laut auf, ruft Demosprüche oder macht sonst Lärm! Außerdem findet ab 17 Uhr eine Online-Demo zum 1. MAI statt. Link: https://www.facebook.com/events/1025930307802940/

Situation der Demokratie

Die aktuelle Situation rund um den Umgang mit der Pandemie lässt fast alle Staaten in unterschiedlich hohem Ausmaß zu rigiden Zwangsmaßnahmen greifen, die unsere demokratischen Grundrechte bedrohen und rote Linien in dieser Frage immer mehr in Richtung autoritäre Regierung verschieben. Versammlungsfreiheit wird praktisch ausgesetzt, es gibt keine Reisefreiheit – auch nicht mehr für den privilegierten Teil der Welt, ganz zu schweigen von geflüchteten Menschen, Wanderarbeiter:innen, Menschen in medizinischen Notlagen usw. Oppositionsrechte wie die Begutachtung von Gesetzen, Infos über die Expertisen im Hintergrund und die Entscheidungsgrundlagen für getätigte Schritte werden zugunsten eines alternativlos scheinenden Handelns aus unmittelbarer Notwendigkeit eingeschränkt oder gar verboten. In Ungarn wurde die Coronakrise von Viktor Orban dazu genützt das Parlament überhaupt und dauerhaft auszuschalten und kritischen Journalist:innen mit Gefängnis zu drohen. Der Qualitätsjournalismus gerät weltweit unter Druck, weil Werbeetats noch mehr einbrechen.

Die Pandemie zeigt die Folgen des jahrelangen, neoliberalen Aushungerns der Sozialstaaten sehr deutlich. Soziale Absicherung, ausreichende Krankenversorgung und sichere Aufenthaltsorte waren noch nie und sind inzwischen für immer weniger Menschen erreichbar. Das ist uns jahrzehntelang als „Fortschritt“, Effizienzsteigerung und schlanker Staat verkauft worden. Nun bekommen wir die Rechnung.

Flucht und EU Außengrenzen

Aufgrund von Krieg, Diktatur, ökologischen Krisen und wirtschaftlichen Desastern sind aktuell über 70 Millionen Menschen auf der Flucht. Nur ein kleiner Prozentsatz gelangt bis nach Europa und jene, die den Weg lebend hierher schaffen, werden von der aktuellen Asyl- und Migrationspolitik sowie offenem Rassismus davon abgehalten sich an einem sicheren Ort ein Leben aufzubauen. Viele verbringen jahrelang zusammengepfercht ein unwürdiges Leben in überfüllten Lagern z.B. in Griechenland, der Türkei oder Italien. Die Covid19-Pandemie ist ein zusätzlicher Grund für die sofortige Evakuierung genau dieser Lager! Zum Beispiel im Lager Moria auf Lesbos leben mittlerweile 20 000 Menschen, es gibt dort aber weder ausreichende Gesundheitsversorgung noch Hygienemöglichkeiten! Für Frauen* bedeutet Flucht viele zusätzliche Gefahren! Sie* sind um ein vieles mehr Gewalt und Übergriffen ausgesetzt. Die Situation ist in diesen Lagern für Frauen* noch prekärer, denn es gibt kaum Schutzräume oder Strukturen, in denen Frauen* sich organisieren könnten.

Es ist außerdem zu erwähnen, dass sie* statistisch viel weniger oft die Chance haben, ihre* Heimat überhaupt zugunsten eines anderen Lebens zu verlassen. Dies obwohl sie*, wo auch immer sie* leben, stärker von Benachteiligung und Gewalt betroffen sind.

Österreich blockt weiterhin mit anderen europäischen Ländern gemeinsam, eine pragmatische und sofortige Lösung, wie z.B. die direkte Aufnahme von geflüchteten Menschen aus den Lagern oder eine Evakuierung der Lager. Die EU-Grenzpolizei Frontex verhindert weiterhin Seenotrettung, seit Beginn der „Flüchtlingskrise“ sind bereits hunderttausende Menschen im Mittelmeer ertrunken – dort wo wir zum Baden in den Urlaub fahren. Aus Mitteleuropa werden trotz Corona weiterhin Menschen nach Afrika oder den Nahen Osten abgeschoben und geflüchtete Personen bekommen keine gleichwertige Versorgung wie der Rest der Bevölkerung! Ständig fordern österreichische Politiker:innen Solidarität, was zynisch ist in Anbetracht ihrer Politik. Machen wir uns stark für eine feministische und internationale Solidarität, nehmen wir uns diesen Begriff wieder zurück! Solidarisch sein heißt:

  • Öffnung der Grenzen für geflüchtete Menschen
  • sofortige und ausnahmslose Evakuierung aller Lager, in denen geflüchtete Menschen leben
  • Wohnraum öffnen und geflüchtete Menschen direkt aufnehmen
  • Freilassung aller Schubhaftgefangenen*
  • zusätzliche Unterstützung von geflüchteten Frauen* realisieren

https://www.mayday.jetzt/index.php/2020/04/25/aufruf-mayday2020-cross-border-solidarity-wien/

Situation in Bosnien

Nur 220 Kilometer von der Grenze zu Österreich leben viel geflüchtete Menschen in improvisierten Lagern. Meist sind es verlassene Fabrikgebäude, wo dann Zelte aufgestellt werden. Es fehlt am nötigsten, kein fließendes Wasser, kein Essen, keinen Strom, keine Heizung und keine Möglichkeiten für die Körperhygiene. Der Hotspot ist aktuell in Nordwest-Bosnien, vor allem in Velika Kladuša direkt an der Grenze zu Kroatien. Dort gibt es ein großes offizielles Lager mit rund 2000 Menschen und ein wildes Lager mit 500 Menschen. Neben Rassismus gibt es positive Beispiele, so lässt der Besitzer einer großen Tankstelle in Bihać die geflüchteten Menschen Wasser holen, was sehr wichtig ist. Es gibt auch lokale ehrenamtliche Helfer:innen, die die geflüchteten Menschen unterstützen.

Situation in Wien

Derzeit sitzen laut der Initiative „Rückkehrzentren schließen“, trotz Covid-19 und nicht durchführbarer Abschiebungen seit Monaten in den Polizeianhaltezentren mehr als 100 Personen in Schubhaft.

Seit 10. April 2020 befinden sich im PAZ Rossauer Lände nun mehr als 10 Personen im Hungerstreik, die teilweise zu drastischen Maßnahmen gegriffen und sich ihre Münder zugenäht haben. Auch im PAZ Hernals sind mehrere Gefangene im Hungerstreik.

„Der Hungerstreik ist Ausdruck der unmenschlichen und gefährdenden Bedingungen, denen Personen in Schubhaft generell und noch verschärft während Covid-19 ausgesetzt sind.“ Die Zellen seien 24 Stunden geschlossen, Besuche sind seit 19. März untersagt und aufgrund von Personalmangel würde nur manchmal Hofgang gewährt. Angesichts der geschilderten Zustände kommt die Initiative zum Schluss: „Im Gefängnis kann der Schutz vor einer Verbreitung von Covid-19 nicht gewährleistet werden.“ Als angemessenen Ausweg aus der aktuellen Gefährdungslage und da zeitnah keine Abschiebungen mehr möglich sind, wird die sofortige Entlassung aller sich in Schubhaft befindenden Personen gefordert, gleiches Recht für Alle auf unversehrte Gesundheit und gleichen Zugang zu den dafür notwendigen Ressourcen. info@fluchtpunkt.org

UN-Flüchtlingshochkommissarin für Schutzfragen, Gillian Triggs am 20.04.2020: „Wir müssen dem Schutz von geflüchteten, vertriebenen und staatenlosen Frauen und Mädchen während dieser Pandemie dringend Aufmerksamkeit widmen. Sie gehören zu den am meisten gefährdeten Gruppen. Es dürfen keine Türen für Täter offengelassen werden. Und Frauen, die Missbrauch und Gewalt überleben, müssen all die Unterstützung erhalten, die sie brauchen“, sagte Triggs. „Alle Frauen und Mädchen haben das Recht auf ein Leben frei von allen Formen der Gewalt. Wir müssen den vertriebenen und staatenlosen Frauen und Mädchen beistehen.“

https://gesundheitfueralle.noblogs.org/

Rojava/Kurdistan

Die selbstverwaltete Föderation Rojava in Nordsyrien wird trotz internationaler Kritik weiterhin von den türkischen Milizen sowie dem IS angegriffen und aufgrund der prekären Lage fehlen viele Mittel, eine zureichende Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung und die mehr als 600 000 Geflüchteten vor Ort zu garantieren. Neun von elf Krankenhäuser wurden zerstört, Wasserleitungen bombardiert und es gibt keine Covid-Testmöglichkeiten.

Doch die Zivilräte, die Frauen*organisationen und die kurdische Rothalbmondorganisation vor Ort versuchen ihr Bestes, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu verhindern, kranke Menschen zu versorgen und die Grundversorgung zu gewährleisten. Es wurden mehrere Notfallspitäler mit Intensivbetten gebaut, Beatmungsgeräte wurden selbstgebastelt, regionale Massnahmen ausgerufen und sogar geflüchtete Menschen aus anderen Regionen aufgenommen. Dies zeigt unverkennbar, wie praktisch und egalitär diese Region Solidarität umsetzt – im Gegensatz zu europäischen Ländern, welche in Konkurrenzdenken untereinander verharren und die Grenzen für Menschen in Not einfach schliessen.

Inklusion – Jetzt!

"Die UN-BRK geht weg von einer medizinisch orientierten Festlegung von Behinderung. Behindert ist eine konkrete Person gemäß der UN-BRK dann, wenn sie aufgrund von Barrieren in der Umwelt nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann."

Fällt Euch was auf? Sind wir nicht in der Corona-Krise alle in einigen Menschenrechten eingeschränkt und behindert? Einmal mehr wichtig Menschenrechte sichtbar zu machen? …

Wir sprechen von keiner Bittstellerposition Altenheime, Pflegeheime zu schützen und Menschen mit Behinderung, chronischen Krankheiten und ihre Pflegesituation anzuhören und dementsprechend abzusichern. Diese Opferrolle ist nicht zeitgemäß! Eine Konvention ist ein Übereinkommen, dass von Menschen oder Staaten einvernehmlich eingehalten werden muss.

Zur Erinnerung: Der Artikel 11 der UN-Behindertenrechtskonvention hält die Pflicht der Vertragsstaaten fest, dafür zu sorgen, dass Menschen mit Behinderungen in Gefahrensituationen, bewaffneten Konflikten und humanitären Krisen geschützt und sicher sind.

In aktuellen Petitionen von NGOs wird sichtbar, dass es nach wie vor keine dringend benötigten Schutzmaßnahmen gibt:

https://mein.aufstehn.at/petitions/fur-eine-diskriminierungsfreie-behandlung-von-menschen-mit-behinderungen-in-der-covid-19-krise?share=5753adf6-4391-47dc-b8d8-d8ad53e71aea

Es ist wichtig für uns alle zu wissen, bevor überhaupt jemand darüber zum nachdenken gezwungen wird wenn es zu einer Triage kommen sollte: „Behinderungen und chronische Krankheiten vermindern nicht automatisch Überlebenschancen, aber unzureichende Rahmenbedingungen tun dies.“

Menschen mit Behinderungen müssen in allen Phasen von Reaktionen, sowie in alle Entscheidungsprozesse innerhalb von Organisationen mit einbezogen werden. Wirbeteiligen uns an der Verbreitung der UN-Konvention, welche jetzt schon zum zweitenmal in einer Krise unterzugehen droht, denn der Grundsatz der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung: „Nichts über uns – ohne uns“ wird auch von der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen als grundlegend angesehen.

https://secure.avaaz.org/de/community_petitions/oesterreichische_bundesregierung_sebastian_kurz_we_nichts_ueber_uns_ohne_uns_gerade_jetzt_in_der_pandemie/

"Inklusion beschreibt die Gleichwertigkeit eines Individuums, ohne dass dabei Normalität vorausgesetzt wird. Normal ist vielmehr die Vielfalt, das Vorhandensein von Unterschieden."

Hausarbeit in der Corona Krise und generell

Weiterhin baut jedes Wirtschaftssystem auf Reproduktions- und Carearbeit auf! Diese Arbeit ist unsichtbar, nicht anerkannt und größtenteils unbezahlt – aber ohne sie wäre das Fortexistieren unserer Gesellschaft niemals möglich! Diese Arbeit wird fast ausschließlich von Frauen* geleistet. Sie ist die wohl systemrelevanteste Arbeit überhaupt. In Österreich zeigt sich folgendes Bild: Seit Jahrzehnten greift der Neoliberalismus die Bereiche des Sozialstaats an, welche uns Frauen* zumindest teilweise entlasten, wie beispielsweise Kindergärten oder Pflegeinstitutionen. Zudem wurde ein Teil der Reproduktionsarbeit zwar aus dem Zuhause herausgenommen, aber nicht kollektiv organisiert sondern kommerzialisiert, um Profit, der meistens besitzenden Männern* zugute kommt, damit zu machen. Dies führte vorallem dazu, dass migrantische Arbeiterinnen* zum Beispiel aus Osteuropa oder dem globalen Süden nun an der Stelle privilegierterer Frauen* kochen, einkaufen, waschen, putzen, Kinder erziehen, ältere oder beeinträchtigte Menschen pflegen usf. sowie dazu, dass regelrechte Frauen*branchen entstanden sind, in denen weiblich gelesene Personen zu niedrigsten Löhnen und prekärsten Arbeitszeiten und Anstellungsverhältnissen überhaupt arbeiten. Wir müssen nicht nur über diese Krise reden, wir müssen darüber sprechen, dass der Kapitalismus für uns Frauen* hier und überall die ständige Krise bedeutet! Seine Logik heißt für uns Ausbeutung in der Arbeit und Zuhause, heißt für uns Stress, körperliche und psychische Krankheit sowie lebenslange Verantwortung für andere.

Viele werden behaupten, dass sich in Österreich die Lage der Frauen* verbessert habe, doch stellen wir uns ehrlicherweise die Frage: auf dem Rücken von wem? Lassen wir uns nicht spalten! Wir dürfen uns nicht mit dem Trugbild der emanzipierten reichen weißen Frau* zufrieden geben. Es muss uns endlich darüber klarwerden wie rassistisch es ist, die Möglichkeit „Karriere“ zu machen oder sich selbst zu verwirklichen, gestützt auf besitzlosen, migrantisierten und people of color Frauen* als Emanzipation zu bezeichnen. Feminismus bedeutet die Befreiung aller Frauen* weltweit!

Homeschooling

Homeschooling ist eine Klassenfrage! Und ein feministisches Thema.

Digitaler Unterricht stellt ärmere Familien vor große Probleme, da sie kein Geld für die nötigen Geräte haben geschweige denn solche besitzen. Zudem sind Kinder, deren Eltern weniger hohes Bildungsniveau haben, viel und anstrengende Arbeit verrichten müssen oder die jeweilige Landessprache nicht oder nur dürftig verstehen, strukturell benachteiligt. Der Gap unter jungen Menschen, den die gravierende Ungleichheiten unserer Gesellschaft sowieso auslösen, wird also verschärft. Aus feministischer Perspektive kommt eine weitere Komponente hinzu: diejenigen, welche den Unterricht zu Hause organisieren, sind größtenteils Frauen*. Das hat logische Gründe. Der Konsens der Partner:innenschaftlichkeit zwischen heterosexuellen Paaren beruht vor allem darauf, dass hier in Mitteleuropa zwar viele Frauen* arbeiten, aber nur weil staatliche oder gewinnorientierte Institutionen ihnen „ihre“ Haus- und Care-Arbeit abnehmen. Kommt es – wie jetzt – zur Krise, wird klar, wie tiefgreifend patriarchale Sturkturen in unserem Wirtschaftssystem verankert sind:

Die Entscheidungen, die Paare dieser Tage fällen müssen, sind so simpel wie hart: Der* mit dem höheren Einkommen und dem Vollzeitjob arbeitet, so gut es geht, weiter. Die* mit dem Teilzeitjob und dem geringen Einkommen übernimmt noch stärker als bisher die Versorgungsarbeit. Da 79 Prozent aller Teilzeitjobs von Frauen* erledigt werden, muss man nicht lange raten, wie die Rollenverteilung aussieht. Das sind nüchterne finanzielle Überlegungen – mit weitreichenden Folgen: Wer in einer solchen Megakrisen beruflich nicht am Ball bleibt, wird auch deren Spätfolgen stärker spüren. Alleinerzieher:innen trifft all das noch einmal härter.

https://cms.falter.at/blogs/btoth/2020/03/25/mit-corona-zurueck-in-die-1950er-jahre/

https://www.derstandard.at/story/2000116460750/der-gender-effekt-von-corona-feminismus-auf-abstellgleis

https://www.theatlantic.com/international/archive/2020/03/feminism-womens-rights-coronavirus-covid19/608302/?fbclid=IwAR3mJSSwrM2UpCiR9__WzD2wfqmKQNk6tMwU7sYBTc_Cbt2jDcHMR3gB4y

Was kommt nach dem Dank? Zur Lohnungleichheit

Die Covid 19 Krise macht die bisweilen strukturell unsichtbare und schlecht bezahlte Arbeit von sogenannten frauen*dominierten Bereichen sichtbar – und wertet diese auch plötzlich auf! Pflegearbeit, Handel sowie Reinigungspersonal – vielfach Teilzeitjobs und im Niedriglohnsektor zu finden – werden als „systemrelevant“ erkannt und die Arbeiterinnen* als „Heldinnen*“ apostrophiert. In der Krise halten Frauen* im Niedriglohnsektor das System aufrecht!

Für Alleinerziehende, ein hoher Prozentsatz davon sind Frauen*, ist die aktuelle Situation sehr prekär und existenzbedrohend. Während der steigenden Arbeitslosigkeit werden Frauen* vermehrt in Teilzeitarbeit oder zurück an den Herd gedrängt. Damit Postcorona für Frauen* nicht zum wirtschaftlichen Desaster wird, sondern zur emanzipatorischen Chance, fordern wir endlich die Angleichung und Aufwertung dieser Branchen.

Das European Disability Forum setzt sich dafür ein, dass der Sanierungsplan der Europäischen Union für die Bewältigung der Corona-Krise nachhaltig und inklusiv gestaltet ist. Die NGOs warten derzeit auf Unterstützungsmaßnahmen.

https://www.behindertenrat.at/2020/04/edf-zu-covid-19-sanierungsplaenen/

Macht Care-Arbeit sichtbar: Mitmenschen die in der Assistenz, Pflege oder einer Organisation für Menschen mit Behinderung arbeiten, sind durch eure Mithilfe sichtbar, indem ihr das europäische COVID-19 Monitoring der Rechte von Menschen mit Behinderungen nutzt, denn dann ist die Möglichkeit gegeben gezielt international auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Expert:innen-Wissen ist momentan das Um und Auf und wir hoffen, dass dies so bleibt.

https://www.covid-drm.org/ (mehrsprachig).

siehe auch SWÖ-KV Abschluss 2020: 2020 Inflationsanpassung, 2021 Lohnerhöhung von 0,6%, 2022 Reduktion der Arbeitszeit um 1 Stunde OHNE Inflationsanpassung oder Lohnerhöhung – also faktisch keine nennenswerte Lohnerhöhung bei Systemerhalter:innen in einer frauen*dominierten Branche; ein Abschluss auf drei Jahre und somit keine Verhandlungen bis 2023 um eine Aufwertung des Bereichs voranzutreiben. Die Corona-Krise hat zu einem plötzlichen Abschluss geführt – Demonstrationen und geplante Aktionen konnten nicht mehr umgesetzt werden, die Sorge um die Auswirkungen der Krise und was dies für die Wirtschaft bedeutet scheinen zu präsent gewesen zu sein, um eigentlich gerade jetzt sichtbar zu machen, wie essentiell diese Berufe in dieser Zeit sind und für eine faire Entlohnung einzustehen!

Im Zeitraum von 2007 bis 2017 ist die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung schon um 139,22 Prozent gestiegen. Menschen mit Behinderungen haben nicht vom Wirtschaftsaufschwung profitiert und scheinen jetzt auch nicht bei den krisenbedingten Kurzzeitarbeits Förderungen auf. Frauen* sind auch hier die besonders benachteiligte Gruppe. http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/gender-statistik/einkommen/043944.html. Letzter Zugriff: 05.04.2018 Forderungen die vor der Corona-Krise gestellt wurden, beinhalten auch inklusive Menschengerechte Arbeitsmodelle, welche aktueller den je sind. https://www.behindertenrat.at/arbeitsmarkt/

Häusliche Gewalt

Die COVID-19 Situation zeigt, dass – neben den medial im Vordergrund stehenden Bedürfnissen– auch die Schaffung und das Weiterbestehen von Sicherheit im eigenen Zuhause grundlegend für eine funktionierende solidarische Gesellschaft wäre. Das hieße konkret, dass niemand Angst vor Gewalthandlungen in den eigenen vier Wänden haben muss. Leider entspricht die Ist-Situation keineswegs dem Ideal-Zustand. Viele Menschen, vor allem Frauen*, sind gerade jetzt von häuslicher Gewalt betroffen. Statistisch betrachtet lässt sich zeigen, dass Gewalt zu Hause kein geschlechtsneutrales Phänomen ist. Das erstaunt uns leider nicht und zeigt, wie weit ins Private die Gewaltätigkeit patriarchaler Strukturen reicht, wer die Täter* sind und wie wenig Schutzstrukturen von einem Staat, den Männer* regieren, greifen.

Die Beibehaltung und Förderung der Autonomie von Frauen*häusern ist gerade in der Krise grundlegend systemrelevant! Solche Orte bieten nicht nur Schutz im Akutfall, sondern auch Unterstützung für Frauen* mit Gewalterfahrungen, welchen diese sonst nirgendwo finden. In einer Krise, wo jede Person in Österreich gesetzlich dazu angehalten ist daheim zu bleiben, sind Frauen*häuser relevanter denn je! Denn der Ort, wo häusliche Gewalt verübt wird, ist das eigene Zuhause! Ebenso wichtig sind Telefonhotlines, die zur Beratung dienen und Notrufnummern, die im Falle einer akuten Situation angerufen werden können. Auch wir alle, als Nachbar:innen können wichtige Menschen sein, um im Falle von Gewalt einzuschreiten. Achtsam sein, Klingeln gehn, Nachfragen, Ansprechen, mit Beratungsstellen Kontakt aufnehmen, die von Gewalt betroffene Person ermutigen und unterstützen!

Frauenhaus Tirol rund um die Uhr unter der Tel. +43-512-342112 erreichbar wohnen@frauenhaus-tirol.at

Verein Frauen gegen VerGEWALTigung Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr Tel. +43-512-574416
office@frauen-gegen-vergewaltigung.at

DOWAS für Frauen Tel.: +43 512 562477 beratung@dowas-fuer-frauen.at

Die Die Frauenhelpline ist zudem österreichweit und rund um die Uhr unter der Tel. +43-800-222 555 erreichbar.

Informationen zu Handlungsstrategien bei Gewalt: http://bidok.uibk.ac.at/projekte/bidok-gegen-gewalt/index.html

Seit mehr als 20 Jahren wurde von der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie statistisch beobachtet, dass von häuslicher Gewalt betroffene Personen vor allem Frauen* sind. Kurz gesagt: „Häusliche Gewalt ist kein geschlechtsneutrales Phänomen.“ (Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie (2019): 36)

WIENER INTERVENTIONSSTELLE GEGEN GEWALT IN DER FAMILIE (2019): Tätigkeitsbericht 2018, Kap. 5 & 6, online verfügbar: https://www.interventionsstelle-wien.at/download/?id=711

Gewalterfahrungen von Frauen* und Mädchen* mit Behinderungen sind komplex und vielschichtig – vor allem wegen der häufig bestehenden Abhängigkeit von Unterstützungsleistungen durch andere Menschen. https://www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/frauen-und-gleichstellung/gewalt-gegen-frauen/gewalt-gegen-frauen-mit-behinderungen.html

Radiosendung auf Freirad zum Thema https://cba.fro.at/450083

Klimawandel

Unser Feminismus bedeutet Klimaschutz und fordert kosequent ökologische Lösungen!

Der durch Menschen verursachte Klimawandel ist für extreme Wetterereignisse verantwortlich, wie lange Dürren, Stürme und Waldbrände. Viele Lebewesen sind bereits bedroht. Die wissenschaftlichen Fakten sind absolut klar, auch wenn rechte und neoliberale Politiker:innen es bis heute leugnen. Wir fordern daher nach Corona: Keine Rückkehr zum Alltag sondern Beginn einer gesellschaftlichen Tranformation hin zu einer ökologischen Realität. Wir fordern auf politischer Ebene die bis 2040 verankerte Klimaneutralität ernsthaft und konsequent voranzutreiben. Die nächsten fünf Jahre sind der Zeitraum, der über die Zukunft der Menschheit entscheidet. Vermutlich werden wir uns aber nicht auf die Mächtigen und ihre leeren Versprechen an irgendwelchen Konferenzen und die Parteiprogramme der Politiker:innen verlassen können. Durch konsequente und vorausschauende Klimaschutzmaßnahmen existiert eine Chance die Klimakrise so weit abzufangen, dass eine völlige Destabilisierung des Klimasystems vielleicht verhindert werden kann. Das müssen wir vorantreiben! Beginnen wir jetzt, ökologische Alternativen zu bauen, unsere Versorgung zumindest teilweise selbst und dezentral zu organisieren, unterstützen wir Gemeinschaftsgärten und Permakulturhöfe, ändern wir unseren Umgang mit den Ressourcen – erlernen wir neue ökologische Lebensformen, aber formulieren wir auch Kritik an der Ausbeutung der Natur durch unser Wirtschaftssystem und werden wir diesbezüglich umweltschützerisch aktiv!

Fakt ist, 2019 war das heißeste Jahr in der Geschichte Europas, die Polkappen, Gletscher und Permafrostböden schmelzen in nie erlebter Schnelle. Der Globale Süden leidet am stärksten unter den Folgen des Klimawandels, obwohl die Menschen dort am wenigsten zu den Emmissionen beitragen und beigetragen haben. Dort formieren sich vielerlei klimaaktivistische Bewegungen zb gegen den Bau von Pipelines oder gegen die Rodung der Wälder. Zeigen wir mit ihnen Solidarität!

Zu den Auswirkungen, denen diese Menschen schon jetzt ausgesetzt sind, gehören die Gefährdung durch Wasserverschmutzung, Küstenstürme, Überschwemmungen, Gesteinsmuren, unbestäubte Pflanzen, Dürreperioden, Waldbrände sowie unzureichender Schutz gegen ebendiese Gefährdungen aufgrund schlechter Grundversorgung. Tierische Produkte sind die Lebensmittel mit der höchsten Klimabelastung. Dies vor allem wegen Emissionen, Monokulturen für Futtersojaanbau, sowie einem Übermaß an Gülle welches kein Ökosystem verträgt und die Trinkwasseraufbereitung aufwendig bis unmöglich macht. Es reicht aber bei weitem nicht, einfach nur weniger Fleisch zu essen! Wir müssen uns tiefgreifendere Wege als unsere Kaufkraft einfallen lassen!

Das Jahr 2020 hat katastrophal begonnen, eine Pandemie wie diese ist auch eine Naturkatastrophe die wir dem Menschen verdanken! In der Ukraine, auf dem Sperrgelände von Tschernobyl brennt es, radioaktive Asche wird aufgewirbelt und könnte weiträumig durch Wind und Wetter verteilt werden! Durch die Verschlechterung der Kontrollen aufgrund von Corona nehmen Rodung, Überfischung usw immenses Ausmaß an.

(vgl global2000 https://www.global2000.at/fleischkonsum-%C3%B6sterreich?gclid=EAIaIQobChMIoOmV2d6A6QIVh-7tCh1jzQ48EAAYASAAEgKH9vD_BwE)

Wir Frauen* sind vom Klimawandel besonders betroffen! Wir haben die wenigsten Mittel uns zu schützen, denn wir besitzen nur 1% des Weltvermögens! Mit knapper werdenden Ressourcen (Süßwasser und Brennstoffe) vermehrt sich auch der Arbeitsaufwand, gerade von Frauen* im globalen Süden, ihre Familien zu versorgen.

… Klimabewegung ist vorwiegend weiblich*: https://nzzas.nzz.ch/meinungen/greta-thunberg-und-co-klimabewegung-vorwiegend-weiblich-ld.1536440?reduced=true

Klimawandel und Gender https://www.pw-portal.de/rezension/38069-klimaveraenderung-umwelt-und-geschlechterverhaeltnisse-im-wandel–neue-interdisziplinaere-ansaetze-und-perspektiven_46228

Aus dem offenen Brief der Scientists 4 Future:

"Eine „Rückkehr zum gewohnten Alltag“ kann und darf es aber nicht geben - es gilt vielmehr, die Chance aus der Corona-Krise zu packen, um eine ‚Rückkehr (Transformation) zu einem verbesserten (nachhaltigen) Alltag‘ zu erreichen! Wie wir wissen, liegt die große aus dem Voranschreiten des Klimawandels resultierende Krise noch vor uns. Wenn nicht jetzt gegengesteuert wird, wird diese weit katastrophaler enden, als alle Szenarien, die im Zusammenhang mit COVID19 denkbar sind. Daher gilt es, die als zentraler Punkt im Regierungsprogramm der Bundesregierung verankerte Klimaneutralität bis 2040 ernsthaft und konsequent voranzutreiben. Die hierzu nötigen politischen Entscheidungen sind nicht minder herausfordernd und können nicht aufgeschoben werden. Entscheidungen müssen jetzt getroffen werden!

Wir drängen darauf, dass die in der COVID19-Krise erfolgreich praktizierte Entscheidungsfindung aufgrund wissenschaftlicher Evidenz auch in der Klimakrise mit gleicher Professionalität gehandhabt wird, sind doch die wissenschaftlichen Fakten wesentlich klarer als in der Corona-Frage. Die nächsten fünf Jahre sind der Zeitraum, der über die Zukunft der Menschheit entscheidet. Durch konsequente und vorausschauende Klimaschutzmaßnahmen kann jetzt die Klimakrise noch so weit abgefangen werden, dass eine völlige Destabilisierung des Klimasystems im buchstäblich letzten Moment verhindert werden kann. Wenn diese Maßnahmen hinausgezögert werden und nach dem Motto zurück zum „Business as usual“ gehandelt wird, wird uns nichts mehr vor der Klimakatastrophe retten. Die Verantwortung dafür liegt in ihrer Legislaturperiode!"

Schwangerschaftsabbrüche – ein Grundrecht der Frau*

my body – my choice!

Zurzeit ist es noch einmal schwieriger als sonst einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Es gibt sowieso schon sehr wenig Ärzt:innen welche Schwangerschaftsabbrüche anbieten, in Tirol nur einen einzigen. Frauen* sind also gezwungen, zu reisen – was im Moment nicht oder nur beschränkt möglich ist. Außerdem haben sich die Wartezeiten verlängert – nicht nur bei Schwangerschaftsabbrüchen sondern auch bei Vorsorgeuntersuchungen. So kann es passieren, dass Frauen* nicht genügend Zeit haben innerhalb der legalen bzw. straffreien Frist die Schwangerschaft abzubrechen oder gesundheitliche Risiken zu spät erkannt werden. Schwangerschaftsabbrüche sind finanziell sehr aufwendig, was sich ebenfalls – gerade in Zeiten der Krise – negativ auf die Entscheidungsfreiheit der Frauen* auswirkt. Alle diese Hürden zeigen, wie unzureichend die Umsetzung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch in unserer Gesellschaft verankert und eine Frage von Privilegien ist. Dies ist nicht nur in Österreich so, viele Länder haben sogar noch restriktivere Gesetze oder schlechtere medizinische Versorgung. In Polen sind Schwangerschaftsabbrüche beispielsweise verboten, in vielen katholischen Gegenden wie z.B. Italien oder Spanien, oder eben hier in Tirol, gibt es trotz legaler Gesetzeslage kaum Möglichkeiten die Schwangerschaft abzubrechen. Außerdem stehen Schwangerschaftsabbrüche nicht auf der Liste der notwendigen Eingriffe. Was bedeutet das alles konkret? Es besteht die Gefahr, dass wir Frauen* keinen anderen Ausweg sehen als zu unsicheren Schwangerschaftsabbruchs-methoden zu greifen, was uns großen gesundheitlichen Gefahren aussetzt! Zudem bedeutet nicht-selbstbestimmtes-Kinderbekommen für uns Frauen* immer noch eine fremdbestimmte Zukunft, haufenweise Hausarbeit und finanzielle Nöte. Wir brauchen eine flächendeckende, unkomplizierte und kostenfreie Möglichkeit, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen und sich gynäkologisch untersuchen zu lassen – nur so kann gewährleistet werden, dass Frauen* über ihren* Körper selbst bestimmen können.

"Derweil haben sich mehr als 100 Organisationen aus ganz Europa, die zu Frauenrechten arbeiten, in einem gemeinsamen Statement an die europäischen Regierungschef:innen gewandt, darunter Amnesty International, Human Rights Watch, das Center for Reproductive Rights und die europäische Sektion der International Planned Parenthood Federation. Es sei zentral, heißt es darin, dass die Politik Maßnahmen ergreife, um die „Gesundheit, Menschenwürde und physische wie psychische Unversehrtheit“ von Frauen zu sichern, indem sie den sicheren und zeitnahen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen gewährleisten. Das gelte auch für Länder, in denen Frauen gezwungen sind, beschwerliche und medizinisch unnötige Prozesse wie Pflichtberatungen zu durchlaufen oder wo sie vor Schwierigkeiten stünden, Ärzt:innen zu finden, die Abbrüche vornehmen – also zum Beispiel für Deutschland.

„Wir appellieren an diese Länder, diese Hürden dringend abzubauen“, schreiben die Organisationen. „Stellen Sie klar, dass Schwangerschaftsabbrüche als unverzichtbare und zeitlich prekäre Gesundheitsleistung akzeptiert werden, und garantieren Sie den Zugang zu diesen."

https://taz.de/Schwangerschaftsabbruch-in-Coronazeit/!5677292/

https://taz.de/Schwangerschaftsabbrueche-und-Corona/!5673197/

https://kurier.at/chronik/oesterreich/corona-eingeschraenkte-moeglichkeiten-zum-schwangerschaftsabbruch/400805393

https://fm4.orf.at/stories/3001224/