Es lebe der 8. März! Es lebe der Kampf gegen das Patriarchat! Unter diesem Motto bestritten verschiedenste Kräfte heuer den Internationalen Feministischen Frauen*kampftag 2022 in Innsbruck.

Über 800 Menschen gingen am 8. März auf die Straße um für eine solidarische Gesellschaft für alle*, fernab von Geschlecht, Klasse oder rassistischer Zuschreibungen, einzustehen. Seit über einem Jahrhundert ist dieser geschichtsträchtige Tag jener, an dem auf der Straße sichtbar gemacht wird, welche Missstände und Ungerechtigkeiten das Patriarchat hervorbringt. Gleichzeitig kommen verschiedenste Gruppen und Einzelpersonen zusammen, um gesellschaftliche Veränderungen mit Nachdruck einzufordern sowie ihre vergangenen und aktuellen Kämpfe gegen Unterdrückung zu feiern. Schulter an Schulter dem Patriarchat entgegen! Auch wenn Frauen*, Lesben, Inter-, Transmenschen und Nichtbinäre Personen auf dieser Welt immer noch nicht selbstbestimmt, in Freiheit und Sicherheit leben können, so gab es doch Siege, die erkämpft wurden. Hier in Österreich zum Beispiel das Recht straffrei, abtreiben zu dürfen, die Ehe für alle, die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe oder das Frauenwahlrecht. Diese Errungenschaften waren/sind Schritte in die richtige Richtung!

Eine Welt, die frei von Unterdrückung, Gewalt und Ermordung, frei von Patriarchat, Rassismus und kapitalistischer Ausbeutung ist, bedingt allerdings tiefgreifendere Änderungen in uns und der Strukturen um uns. So ist zum Beispiel das Wahlrecht noch immer an die Staatsbürger*innenschaft geknüpft und schließt damit einen großen Teil unserer Gesellschaft aus der demokratischen Mitbestimmung aus. Dass Österreicher*innen oder weisse Frauen Karriere machen können und sich „selbst verwirklichen“, verdanken sie häufig nicht solidarischen Männern, sondern migrantisierten Frauen*, welche ihre Care- und Hausarbeit für einen schlechten Lohn leisten müssen! Wir wollen keine Befreiung auf dem Rücken anderer – wir kämpfen für eine solidarische Gesellschaft für alle.

Am 8. März, internationaler Frauen*kampftag, stehen wir in Solidarität mit den Kämpfen unser Freund*innen weltweit. Rund um den Erdball gehen Menschen an diesem Tag Menschen auf die Straße. Wir verstehen uns als Teil dieser grenzübergreifenden Bewegung für Feminismus und Frauen*befreiung.
Der internationale feministische Frauen*kampftag in Innsbruck, welcher nicht nur aus einer Demo bestand, sondern tagsüber als Aktionstag und Dauerkundgebung abgehalten wurde, entstand in Zusammenarbeit von mehreren Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen. Wir planten gemeinsam seit Monaten und sprachen uns mit verschiedenen Behörden und staatlichen Stellen ab.

Dennoch zitierte die Landespolizei die Veranstalter*innen am Vortag in die Polizeistation und drohte unter anderem mit der kompletten Untersagung des Aktionstags und der Demo. Grund dafür war ein Social Media Post, welcher sich zwar auf die 8. März Demonstration in Innsbruck bezog, deren Urheber*innen aber nicht Teil der offiziellen 8. März Organisation waren. Sie benützten weder das Logo der Frauen*vernetzung, noch des diesjährigen internationalen Frauen*kampftags, noch kam dieser Aufruf in unserer Bewerbung vor. Die Polizei setzte die Veranstalter*innen unter Druck und versuchte, sie zu unsolidarischem Handeln zu bewegen. Der zuständige Beamte äusserte, die Durchführung des „depperten Tags“ (gemeint war der 8. März) sei in Gefahr und die Veranstalter*innen würden eine Eskalation provozieren. Es scheint, die Polizei begreift weder, wie wichtig der internationale Frauen*kampftag ist, noch, dass es unser demokratisches Recht ist auf die Straße zu gehen – zu den gleichen Bedingungen wie alle anderen auch! Für die Frauen*vernetzung ist diese Versammlungsanmeldung nicht die erste – wir kennen unsere Rechte wie Pflichten und es gibt keinen Grund für die Polizei das Versammlungsgesetz einzuschränken.

Für uns ist klar – die Befreiung vom Patriarchat wird vielfältige Handlungsstrategien benötigen und all jene, die dieses Ziel verfolgen, sind an der öffentlichen 8. März Demonstration willkommen. Was auch immer die Polizei erwartete blieb aus. Die Demo war kämpferisch, bunt und laut – und verlief gut! Die Polizei konnte es aber nicht lassen: Im Nachgang der Demo wurde eine Person, welche im Dunkeln alleine abseits der Endkundgebung stand um zu telefonieren, von der Polizei aus dem Hinterhalt heraus verhaftet und mit aufs Präsidium genommen, auf Basis erfundener Beweismaterialien. Das ist feige! Spontan entschieden sich einige Menschen zu einer kurzen Demo zur Polizeistation, wo gefordert wurde die Person freizulassen. Solidarität ist eine der wichtigsten Waffen von Frauen, Lesben, Inter-, nonbinary- und Transpersonen. Sie ist die Basis der Frauen*vernetzung Tirol.

Der 8. März heuer war ein starkes Zeichen. Und eines ist sicher – das Jahr 2022 wird kämpferisch weitergehen – sei es im stetigen thematisieren der Feminizide, im intervenieren in anderen Kämpfen, wie zum Beispiel der Friedensbewegung oder dem 1. Mai oder Ende des Jahres mit dem Tag gegen genderbasierte Gewalt! Die Frauen*vernetzung Tirol ist voller Motivation und sieht es als ihre Pflicht, Innsbruck in Bewegung zu bringen.

Unsere Forderungen sind klar:

Weitere Informationen und Veranstaltungen der Frauen*vernetzung findet ihr online auf Facebook, Instagram und auf unserer Website: www.frauenvernetzung.tirol